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Zuhören lernen

zwei junge Menschen unterhalten sich im Sonnenuntergang
Datum:
16. Sept. 2024
Von:
Rainer Stuhlträger

 

Letztens erzählte meine Tochter mir etwas und sie ertappte mich: „Papa du hörst ja gar nicht richtig zu.“ Und tatsächlich hatte sie Recht. Mitten in ihrem Erzählen, hatte meine Aufmerksamkeit sie verlassen. Sofort schämte ich mich. Denn ich, der doch von Berufswegen immer wieder Menschen in ihrer Trauer zuhörte, musste es doch schaffen, mal einige Minuten lang, seiner Tochter die ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Das Zuhören ist eine Kunst, die immer wieder eingeübt werden muss. Auch ich brauche da wohl immer wieder Nachhilfe. Gerade in unserer Zeit, in denen wir doch immer das Handy griffbereit haben, in denen wir immer weniger direkten Kontakt mit Menschen haben, die Krisen aber immer größer, braucht es das Zuhören. Dazu gehören sicher die Verantwortlichen in der Politik und bei uns in der Kirche. Aber auch jeder von uns, sollte diese Disziplin wieder einüben: Mal sich nicht selbst darstellen wollen, mal einem Menschen Zeit schenken, die volle Aufmerksamkeit schenken, still sein, aushalten, dass der andere mit seiner Meinung auch Recht haben könnte. Diese Übung ist richtig schwer, aber so wichtig, denn so lernen wir Mitmenschlichkeit. Wie die wunderbare Momo in Michael Endes Buch. Wem Momo zuhört, der fühlt sich wahrgenommen, dem kommen plötzlich selbst Ideen und Perspektiven. Nehmen sie sich doch heute mal Zeit für jemanden und versuchen sie es  mal. Üben wir und schauen, was passiert.

 

Rainer Stuhlträger
Pastoralreferent
Pastoraler Raum Wadern