Falsch abgebogen!?
Es stimmt schon: Wenn wir etwas weiter im Leben gekommen sind, dann haben wir es mit den
Lebensentscheidungen im Vergleich zu jüngeren Menschen leichter. Ich habe mich für eine
bestimmte Ausbildung entschieden oder gerade den Arbeitgeber gewechselt und bin glücklicher
geworden. In anderen Fällen müssen wir von jetzt auf gleich und aus dem Bauch heraus ebenso
lebensentscheidende Optionen wählen. Nicht alle folgenreichen Entscheidungen trifft man nach
reiflicher Überlegung oder umfangreichen Recherchen.
Aber was, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass ich - so oder so - falsch entschieden habe? Die
Bibel, verdeutlicht uns zumindest einen Teil der Lösung eher drastisch. In Luk 9, 62 nämlich mit
diesen Worten: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das
Reich Gottes.“ Oder etwa in Luk 17,32: „Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.“ Ich
kann das für mich so interpretieren: Wer mit der Vergangenheit hadert, erreicht nicht, worauf es
wirklich ankommt oder wird gar depressiv.
Okay, soweit verstanden. Zurückschauen macht keinen Sinn, aber damit ist das Thema nicht
unbedingt abschließend erledigt. Besonders wenn ich noch heute immer wieder mit den
Konsequenzen meiner Entscheidung(en) zu kämpfen habe, indem ich die Folgen tagtäglich spüre.
Wie kann ich also mit meinen Entscheidungen besser leben? Ich kann mir klarmachen, dass ich die
aktuellen negativen Folgen nicht bewusst herbeigeführt habe. Dass ich im Gegenteil der Meinung
war, eine sinnvolle und nützliche Entscheidung zu treffen. Und nicht zuletzt, dass Menschen sich
einfach irren können. Ich will ja nicht schon gleich eine schwerwiegende Anschlussentscheidung
treffen, indem ich missachte, was direkt vor mir liegt, weil mein Ärger über eine falsche
Autobahnausfahrt mich so sehr vom Fahren ablenkt, dass ich einen Unfall verursache - um ein
moderneres Bild zu wählen. Hinzu kommt, dass ich durch die falsche Ausfahrt genauso gut eine
schönere Sicht auf die Landschaft, die auf meinem Weg liegt, bekommen kann oder in dem Moment
gar eine Unfallstelle auf meiner Strecke umfahren habe. Vermeintliche Fehler und negative
Entscheidungskonsequenzen können zum Gewinn werden, wenn ich meine Gedanken bewusst in
eine andere Richtung lenke.
Anna Weinreich, Presbyterin evangelische Kirchengemeinde Mettlach-Per