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Der Stadt und dem Erdkreis

Papst Franziskus segnet Jugendliche
Datum:
27. März 2024
Von:
Rainer Stuhlträger

Vor genau vier Jahren, am 27. März 2020, stand Papst Franziskus ganz allein auf dem Petersplatz und spendete den Ostersegen „Urbi et Orbi“, übersetzt: „Der Stadt und dem Erdkreis“. Es war ein besonderer Moment, nicht nur, weil wegen des Corona-Lockdowns gespenstische Stille herrschte, sondern auch, weil der Segen ausnahmsweise nicht am Ostersonntag gespendet wurde. Das gab es in der Kirchengeschichte ganz selten. Offenbar wollte der Papst ein Zeichen setzen angesichts der weltweiten Pandemie.

Auch in diesem Jahr wird Papst Franziskus mit den Worten „Urbi et Orbi“ den Segen für Rom und die ganze Welt erbitten – wieder traditionell am Ostersonntag vom Balkon des Petersdoms. Durch diesen Segen, so sagt es die katholische Lehre, kann allen, die ihn mit offenem Herzen empfangen, die Schuld vergeben werden. Einen „vollkommenen Ablass“ nennt man das. Dazu muss man übrigens nicht persönlich in Rom anwesend sein. Vor vier Jahren, während der Corona-Pandemie, hat der Vatikan noch mal bestätigt, dass die Wirkung auch via Radio, Fernsehen oder Live-Stream im Internet erfolgen kann. Vorausgesetzt sind echtes Bereuen der Schuld und die entsprechende Buße.

So mancher wird jetzt mit den Augen rollen. Ablass, Schuld, Sündenvergebung – das klingt doch ziemlich nach Mittelalter, nach Magie und verzwecktem Glauben. Was bitte soll so ein Segen „Urbi et Orbi“ im Jahr 2024 bedeuten?

Vielleicht ist es gar nicht wichtig, ob man an die vergebende Wirkung des Segens glaubt. Wichtiger ist wohl die Einsicht, dass wir alle so etwas wie Vergebung nötig haben. Wenn der Papst um den Segen Gottes für die Welt bittet, dann heißt das zunächst einmal, dass es in unserer Welt vieles gibt, was Segen braucht: Viel Unheil, viel Schuld, viel Zwietracht, Missgunst und Gewalt. Das wird niemand bestreiten. Die Kartage, an denen das Leiden Jesu im Mittelpunkt steht, verweisen auf millionenfaches Leid in unserer Zeit. Erlösung, Vergebung, Neuanfang – wer wünscht sich das nicht für sich selbst und für unsere Welt?

Der Segen „Urbi et Orbi“ kann unser Leid und unsere Schuld natürlich nicht einfach wegnehmen oder ungeschehen machen. Aber solch ein Segen gibt Hoffnung, dass es einen neuen Anfang geben kann. Solch ein Segen bedeutet: Gott ist zu einem Neuanfang bereit. Er verzeiht Dir. Er kommt Dir mit offenen Armen entgegen. Für Gott bist Du wertvoll, egal was war. Gib Dich nicht auf! Und gib auch andere nicht auf!

So passt der Segen „Urbi et Orbi“ doch sehr gut zu Ostern. Ostern ist das Fest der Auferstehung, der Überwindung des Todes. Jesus trägt die Schuld der Menschen und das Leid der Welt ans Kreuz. Er nimmt all das auf sich und geht durch den Tod zum Leben. Seine Auferstehung zeigt, dass es einen neuen Anfang für uns alle gibt.

Vielleicht lohnt es sich, mit diesen Gedanken am Ostersonntag den Segen „Urbi et Orbi“ zu hören. Dieser Segen ist keine Magie, aber er ist eine Zusage: Gottes Liebe ist grenzenlos und Vergebung ist immer möglich. In diesem Sinne: Frohe Ostern!   

 

Dr. Thorsten Hoffmann

Jugendkirche MIA, Rappweiler